Montag, 22. Januar 2024

Zwischen den Jahren

Weihnachten ist hier immer noch anders als „daheim“, aber inzwischen anders schön. Wir hatten einen deutsch-schönen Heilig Abend (Kirche, Geschenke, lecker Abendessen, wenn auch alles ohne „schick anziehen“) und einen kenianisch-schönen 1. Weihnachtsfeiertag (diverse Verwandte, grillen im Guesthouse, kenianischer Rhumba-Mix, lautes Palaver). Ich bin so dankbar, dass wir gelernt haben, uns das so einzurichten, wie es für unsere Familie passt und uns glücklich macht!  

Wir haben den Trend mit den Rosmarin-Bäumchen ausprobiert, hat so semi geklappt.


Weihnachtsspaziergang mit Matsch, nach wie vor sehr beliebt

Zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt ja immer so ein bisschen die Zeit stehen. Es wird sogar gemunkelt, dass „zwischen den Jahren“ eine Art Bermudadreieck oder schwarzes Loch ist, wo es einfach nichts mehr gibt. Man muss nichts müssen, Zeit ist nicht wichtig, abhängen erlaubt. Das haben wir genutzt, um ein paar Tage nach Jinja, Uganda, abzuhauen. Der Nil, der sich mit dem Amazonas um den Titel des längsten Flusses der Welt streitet, fließt dort aus dem Viktoriasee Richtung Mittelmeer. Unser Ferienhäuschen war ein paar Kilometer flussaufwärts (oder -abwärts? so grob Richtung Ägypten eben), in der Anlage war ein Pool – Jungs also von früh bis spät nass und glücklich – und ich habe den Blick auf den Nil genossen. Einfach wohltuend. Josh hat doch tatsächlich das Glück gehabt, ein Halbtags-Scrabble-Turnier in Jinja zu finden und kam so auch auf seine Kosten. 



Die beiden Großen und ich haben einen Vormittag was ganz besonderes unternommen: „Tubing on the Nile“ – sich auf einem Lastwagenschlauch den Nil runtertreiben lassen. Ich liebe ja seit meinen Berliner Badesee-Zeiten das Schwimmen in natürlichen Gewässern. Vielleicht fing das auch schon in den Familienurlauben im Waldachtal an, da sind wir immer zum Tumlinger See, samt Schlauchboot und Lumas. Schöne Erinnerungen werden da wach! Aber zurück nach Afrika. Der Schlauch-Abenteuer-Anbieter hat uns versichert, dass es in der Gegend weder Nilpferde noch Nilkrokodile gibt. In die Schläuche ist ein simples Netz geflochten, so dass man tatsächlich drauf sitzen kann. Ein Guide hat uns im Kajak begleitet, uns gesagt, wo wir raushüpfen und schwimmen können und uns zu einer kleinen Höhle am Ufer rübergeschleppt, in die wir reinklettern, Fledermäuse gucken und wieder runter ins Wasser springen konnten. Das waren zwei wirklich glückliche, total entspannende Stunden!  


 





Manicure: sich auf dem Nil treiben lassen

Helmet: Ganz entspannt um 23:50 ins Bett gehen, dem Mann um Mitternacht kurz „Happy New Year“ wünschen und dann schlafen...

Montag, 18. Dezember 2023

Fünf Monate Rückschau

Da bin ich nun selber kurz erschrocken, als ich in meinen Blog geschaut und festgestellt habe, dass der letzte Post fast ein halbes Jahr her ist. Aber es ist Advent, unser Alltag ist endlich entspannter und ich lasse mich von nichts mehr aus der Ruhe bringen. Die Kinder haben seit Anfang Dezember Ferien – was natürlich den Zustand „Ruhe“ gleich wieder relativiert. Die ersten Tage war die Aufregung über den Adventskalender so groß, dass die Jungs fast noch früher als zur Schulzeit aufgestanden sind. Das hat sich dann zum Glück etwas gelegt. Nun haben aber die beiden Großen jeden Morgen Ferienfußballtraining, und ich fahre in der Zeit mit Noel zur Bücherei, wo er mit einer sehr netten Bibliothekarin Lesen und Schreiben übt, da ist er im Vergleich zu den Kids in seiner Klasse weit hinterher. Das Thema Schule ist aber eine andere Geschichte, die erzähle ich später...

Noel hat immer Spaß mit Miss Nancy! 

Also ein kleiner Rückblick: Kurztrip im August, dann Schulstart im britischen Lehrsystem, Noels Geburtstag im September, Matis Geburtstag im Oktober, Besuch von Stephan, Albert und Alice Ende Oktober, Freunde-Wochenende im November. Fröhliches Scrollen!

 

Kurze Auszeit 

In den zwei Wochen Ferien, die uns mit den unterschiedlichen Schulkalendern zwischen alter Schule und neuer Schule blieben, sind wir vier Tage in den Kakamega Regenwald gefahren. Das ist nur eine gute Stunde von uns weg und man kann dort wunderbar wandern. Wir durften im Haus von Freunden wohnen und haben zwei schöne Touren gemacht. Unzählbar viele Schmetterlinge in allen Farben, ein aufregender Wasserfall, ein riesengroßer Baum, Perlhühner und viel mehr gab es da zu entdecken. Die kurze Auszeit tat uns sehr gut! 


Keine Sorge, das ist nur die abgestreifte Haut einer Schlange...

 






Schulwechsel

Die Jungs sind alles in allem gut angekommen in der Kisumu Junior Academy. Freunde da zu haben ist einfach super! Es war aber wie erwartet ein harter Wechsel, was den Lehrplan angeht. Noel ist im Vergleich zu seiner Klasse weit hinterher, er ist in „Year 1“, und da können alle schon lesen und schreiben. Das demotiviert ihn sehr, und da er sowieso lieber rumläuft als in der Klasse sitzt, haben wir die ersten Wochen erstmal geübt, stundenweise und immer länger in der Klasse zu bleiben. Das klappt jetzt besser, aber immer noch nicht mit allen Lehrer*innen. Noel marschiert dann los und setzt sich zu irgendeinem*r Freund*in einer älteren Klasse an den Tisch... er hat auch selbstständig beschlossen und mit der Lehrerin vereinbart, dass er in die Parallelklasse will, weil seine Klasse ihm zu laut war. Immerhin weiß er, was ihm guttut! 

Matis (Year 4) nimmt den Wechsel am leichtesten, er ist fix im Schreiben und macht sich nichts draus, wenn er was nicht weiß. Er fragt dann oder auch nicht und macht weiter mit dem, was er kann. Für Liam (Year 6) ist es schwer. Die Lücken, die er vom kenianischen System mitbringt, sind einfach groß, ganz viel Stoff in Mathe, Englisch, Französisch hat er noch nie gemacht. Und da er sehr langsam schreibt, kommt er meist nicht hinterher mit allem, was von der Tafel abzuschreiben ist. Das ist leider auch in der „internationalen Schule“ noch reichlich altmodisch, da wird abgeschrieben, was das Zeug hält und fleißig auswendig gelernt. Und die Menge an Hausaufgaben lässt auch mich mit den Ohren schlackern, dabei kommen wir ja frühestens gegen 16:30 Uhr nach Hause (und verlassen zehn nach 7 Uhr das Haus, um 07:30 in der Schule zu sein). Auch altmodisch sind die pädagogischen Methoden... da wird noch an den Ohren gezogen, in den Arm oder die Wange gekniffen, gekniet, gegen die Wand gestanden, mit Nadel piksen gedroht und ähnliches. Ich saß deswegen schon mehrere Male beim Rektor, der sehr nett und aufgeschlossen ist, aber auch etwas hilflos scheint. Er hat mich dann eingeladen, ein Vortragsgespräch mit allen Lehrer*innen zu halten, wo ich über „Positive Discipline“ (Kinder mit positiver Verstärkung statt (körperlicher) Bestrafung, aber durchaus mit Konsequenzen für schlechtes Verhalten erziehen) geredet und diskutiert habe. Leider herrscht hier oft noch der Glaube vor, dass „afrikanische Kinder geschlagen werden müssen“, damit sie lernen und gehorchen. Es gibt genug Familien, die das absolut in Ordnung finden und die Lehrer’innen dazu ermutigen, und die Lehrer*innen kennen es von Zuhause auch nicht anders. Da sind wir mindestens 60 Jahre im Vergleich zu Deutschland zurück. Ich könnte dazu noch sehr viel schreiben, weil es mich natürlich sehr bewegt – wen es interessiert, sprich mich gerne darauf an!


Das obligatorische 1. Schultag-Foto


Noel wurde 6! 

Und hat seit neustem kurze Haare! (Am Geburtstag im September noch nicht.) Damit sieht er gleich ein paar Jahre älter aus; ehrlich gesagt habe ich kurz gedacht, er wäre Matis, als er vom Friseur nach Hause kam. Nun habe ich definitiv keine Kleinkinder, sondern nur noch Kerle im Haus. Er benimmt sich auch jeden Tag mehr wie ein junger Wilder... hat keine Angst, mit seinen großen Brüdern einen Kampf anzufangen, erzählt genauso viele und ausführliche Geschichten, hat eine eigene Meinung zu allem. Gleichzeitig ist er, wie die beiden andern auch, jederzeit zum Kuscheln aufgelegt. Sein Deutsch ist nach wie vor ein totales Kauderwelsch – aber er gibt sein Bestes, und das zählt! Wir haben es endlich geschafft, die Fahrräder (mal wieder, halten nicht lange auf den holprigen Straßen) zu reparieren, und wo Noel noch vor einem Jahr Bammel hatte und es nicht mal probieren wollte, ist er nun einfach aufgestiegen und losgefahren. Jetzt kriegen wir ihn kaum mehr runter von seinem Rädle, bei jeder Gelegenheit dreht er eine Runde. Zeigt mal wieder, dass Kinder die Dinge zu ihrer Zeit schon lernen. 




Und Matis wurde 8! 

Er träumt davon, ein berühmter Fußballer zu werden. Jeden Samstag Vormittag und Sonntag Nachmittag geht’s zum Stadion bei uns in Mamboleo, wo sie mit einem Verein trainieren, und jetzt in den Ferien jeden Morgen. Darum spart er auch eisern auf eine PS irgendwas mit FiFa was-weiß-ich, um dann auch noch am Fernseher Fußball spielen zu können. Seit neustem meint er, am Morgen Kaffee zu brauchen, weil er die aufgeschäumte Milch so lecker findet. Ich habe ihm natürlich gerne beigebracht, wie man die große Espressomaschine bedient, schließlich lasse ich mir gerne ab und zu einen Cappuccino bringen. Er bekommt dann ein paar Tropfen aus dem bereits einmal durchgelaufenen Espressosatz oder koffeinfrei – was seiner Begeisterung keinen Abbruch tut. Matis ist auch sonst weiterhin mein begeisterter Küchenhelfer, der sich auch selber mal ein Omelett macht, wenn der Hunger zu groß und die Mama-Küche bereits geschlossen hat. 




Der wahre Profi kann auch barfuß Fußball spielen! :-)

Besuch aus Deutschland

Das absolute Highlight im letzten halben Jahr - vielmehr im ganzen Jahr! - war ganz klar der Besuch von meinem Bruder Stephan und seiner Familie. Wunderwunderwunderbar, die die drei hier zu haben. Wir haben eine klasse Tour von Nairobi nach Naivasha, über die Massai Mara bis nach Kisumu gemacht, und die Urlauber sind dann noch ein paar Tage weiter an die Küste, um sich von den Ogolas zu erholen ;-) Ich kann gar nicht erzählen, und versuche es deswegen erst gar nicht, was wir alles an lustigen Spielen und Scherzen der Kusine/Cousins, an tollen Tiersichtungen, an interkulturellen Aha-Momenten und einfach gemeinsam genossener Zeit hatten. Ich bin enorm dankbar und denke sooo gerne dran zurück! Und den Jungs geht es genauso, da kommen immer wieder Bemerkungen wie "Alice hat abc gesagt.... Albert hat xyz gemacht..." (über die Details legen wir hier den Mantel des Familienschweigens, das war natürlich nicht immer tisch- oder gesellschaftsfein, aber herrlich lustig).   







Freunde-Wochenende

Schon zum dritten Mal waren wir mit vier befreundeten Familien übers Wochenende in einem Haus mit Pool außerhalb von Kisumu. Es ist jedes Mal so schön – die Kids sind von früh bis spät im Pool, ich immer nur kurz wenn die Kids grade mal nicht drin sind ha ha, wir essen gut (Essensplanung, Einkauf und bestimmte Beilagen vorab vorbereiten machen wir, und dann haben wir einen Koch, der für uns die Mahlzeiten zubereitet – Dienstleistung ist in Kenia nach wie vor sehr günstig!), wir spielen, führen gute Gespräche und genießen einfach die Zeit miteinander. Wenn man nicht in der Heimat ist, tut so ein selbst gewähltes „Dorf“ enorm gut! 


Unser kleines Dorf... zumindest ein Teil davon, wir sind in Kisumu ja reich beschenkt mit Freunden!

 

Manicure: Jetzt mal halblang machen

Helmet: Auch in heißen Phasen runterschalten nicht vergessen

Dienstag, 15. August 2023

Die Jungs starten schulisch neu durch

Heute morgen war ich mit den Jungs neue Schuluniformen kaufen. Graue kurze Hosen für jeden Tag, blaue kurze Hosen für den wöchentlichen Sporttag, weiße Hemden, dunkelblaue Pullis – alles mit dem Logo der Schule bedruckt oder bestickt. Dazu lange graue Socken mit blauen Streifen. Außerdem weiße Sportsocken (haben wir zum Glück), ein Polo-Shirt und ein Sport-Shirt (müssen in der Schule gekauft werden). Natürlich größtenteils in doppelter Ausführung, damit man zwischendurch einen Waschtag einlegen kann. Richtig, da kneift man einmal kurz beide Augen zu, wenn‘s ans Bezahlen geht, und macht dann fröhlich weiter. Hilft ja nichts. Und ist dank der simplen = günstigen Qualität und dem guten Wechselkurs zurzeit auch gar nicht sooo wild. Ein Hemd zum Beispiel kostet umgerechnet 3,20 Euro.  


Wenn die Hemden und Hosen nicht in der passenden Größe verfügbar sind, wird fix vermessen und auf Maß genäht. Dank der niedrigen Personalkosten belastet das den Geldbeutel nicht sonderlich. Ich kann aber auch nicht zählen, wie oft ich die Schulhosen schon geflickt habe, weil irgendwo eine schlampig genähte Naht aufging.  

Eingekauft wird in einem speziellen "Uniformladen", der sämtliche Schullogos und die Logos von größeren Firmen mit Uniformbedarf (z.B. Supermärkte, Wachdienste, Krankenhäuser) auf Druckvorlagen parat hat. 

Wenn die Hemden in der richtigen Größe gefunden sind, wird das Schullogo aufgedruckt. Unseres ist oben links - Foto mit Resultat folgt, wenn wir alles abholen können.  

Ab Ende August geht es für Liam, Matis und Noel auf eine neue Schule, die Kisumu Junior Academy. Nach 2,5 wirklich glücklichen Jahren bei der Msingi School Academy haben wir uns entschieden, vom kenianischen zum britischen Schulsystem zu wechseln. Wir hatten den Eindruck, dass der kenianische Lehrplan die Kids einfach nicht auf das Leben vorbereitet, dass wir als internationale Familie haben. Dabei muss ich anerkennen, dass ich nicht in den Schuhen des kenianischen Bildungsministeriums stecken möchte – ich stelle es mir nicht einfach vor, einen Lehrplan zu entwickeln, der der ganzen Bandbreite von Kindern in Turkana gerecht wird, die noch im Staub unterm Baum sitzen und sich pro Klasse ein Buch teilen, bis zu den Kindern der reichen Oberschicht, die in Nairobi vom Fahrer im dicken SUV zur Schule chauffiert werden und von Tablet bis zu reichhaltiger Ernährung alles zur Verfügung haben, was man für gutes Lernen braucht. 

 

Weil die Msingi School klein und in der Nähe von unserem Haus ist, die Lehrer einfach einen sehr netten und engagierten Umgang mit den Kids haben und der Rektor eine wertebasierte Bildung umgesetzt hat, sind wir länger da geblieben als ursprünglich gedacht. Msingi hat ein erstaunliches Angebot an Clubs für so eine kleine Dorfschule: Die Jungs konnten golfen gehen, schwimmen, Schach spielen, rollerskaten, Ballett ausprobGanz erstaunlich für eine kleine Dorfschule. Sie haben gute Freunde gewonnen, die nach der Schule zum Spielen vorbeikommen oder mit denen sie sich am Wochenende zum Kicken verabreden – das wird hoffentlich auch weiterhin so sein. Dank der Hilfe von vielen Freunden konnten wir für die Msingi School einen schönen Spielplatz bauen. Für das alles sind wir sehr dankbar. 

 


Am letzten Tag vor den Ferien durften die Kinder in ihren "Heim-Kleidern" kommen.  


Nun wagen wir den Neustart mit allen Herausforderungen: Es wird sicherlich einige Lücken geben, die es aufzuholen gilt, die Umstellung zu einer viel größeren Schule, jeden Morgen früh in die Stadt fahren und uns selber um Pausenbrot und Mittagessen kümmern. Schön ist, dass einige befreundete Kinder aus unserem internationalen Freundeskreis auch auf der Kisumu Junior School sind, und das Einleben so bestimmt viel leichter, oder doch zumindest netter wird. Bis dahin genießen wir aber erstmal noch zehn Tage Ferien!

 

Manicure: Alles schick und neu

Helmet: Keine Illusionen, dass auch diese weißen Hemden nach kürzester Zeit nie mehr weiß sein werden.

Samstag, 8. Juli 2023

Im Land der Bananenbäume

Eigentlich hatten wir einen erholsamen Kurzurlaub bei den Sipi Wasserfällen im Osten Ugandas geplant. Kisumu liegt nicht weit von der Grenze entfernt, Kenia und Uganda teilen sich den Mt. Elgon, auf dessen ugandischer Seite die drei mehr oder minder berühmten Sipi Wasserfälle runterdonnern. Da aber in Kenia (und offensichtlich auch in Uganda) alles anders kommt und unsere Familie gerne mal das Abenteuer sucht, sind wir nach zwei Tagen und einer schönen Wanderung durch Bananen- und Kaffeeplantagen wieder abgereist und haben uns auf den Weg gemacht, um einen Freund und ehemaligen humedica-Kollegen aus unserer Zeit im Sudan zu besuchen.





Bananen, Kaffee, und Wasserfall - das sich wiederholende Motiv unserer Wanderung

Beim "Sipi Waterfall Nr. 1" ist es richtig windig und sprühnass! 

Regen? Kein Problem. Bananenblätter machen einen super "Regenschirm to go"!

Die Reise zu Loke Richtung Nordwesten war spannend: Wir mussten mit einer Autofähre über den Bisina-See übersetzen, wo er Landwirtschaft betreibt. Er lebt zwar in einer Kleinstadt am Mt. Elgon, hat aber große Felder von seiner Mutter geerbt, die er seit ein paar Jahren bewirtschaftet, und ist deswegen wochenweise im Dorf. Die Fähre ist ein Service von der Regierung und kostenlos – ob das der Grund ist, warum das Ding quasi nur aus einer Metallplatte mit einem schwimmenden Unterbau besteht? Uns wurde versichert, dass da noch nie was passiert ist, und nachdem wir rausgefunden hatten, wie wir im Zweifelsfall an die in einem Drahtkäfig eingeschlossenen Schwimmwesten kommen, waren wir während der halbstündigen Fahrt etwas entspannter. Die Fähre hat keinen festen Fahrplan, sondern fährt wann sie fährt, deswegen dauert die Reise von Mbale insgesamt mal 3 Stunden (unsere Hinfahrt) und mal 5 Stunden (unsere Rückfahrt), einschließlich 40 Kilometer Schotterpiste und 60 Kilometer Asphaltstraße.

 


Das Wiedersehen mit Loke nach 13 Jahren war ganz besonders, vor allem für Josh, der anderthalb Jahre mit ihm gewohnt und gearbeitet hat. Loke wohnt in einer simplen Hütte, die er sich mit seiner in Säcke verpackten Ernte teilt. Uns hat er ein Zimmer im Dorf organisiert, mit einer Matratze auf dem Boden, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Zum Glück hatten wir vorsichtshalber auf dem Weg eine weitere dünne Matratze gekauft, zu fünft wäre es auf einer doch eng geworden. Wir haben notdürftig Moskitonetze aufgehängt und uns auf eine lange, unangenehme Nacht vorbereitet – was es dann auch wurde, zumindest für Josh und mich. Die Jungs schlafen ja durch alles durch, und waren nach der Fahrt und einem freundlichen Fußballmatch mit den Dorfkindern auch rechtschaffen müde. Immerhin hatten wir genug Essen dabei für ein Frühstück auf denselben Matratzen. Vielleicht sind wir so langsam doch zu alt für solche Abenteuer?! Scherz, ich hoffe, wir machen noch viele solche Unternehmungen und liebe es immer wieder, mit meinen kleinen und großen Männern unterwegs zu sein!


Fußball aus dem Auto geholt und innerhalb von Sekunden war das Feld voller Kinder


Loke!
Und die Tür zu unserem Zimmer im Hintergrund, die Matratze über der Brüstung war aber zum Glück nicht unsere.

 

Manicure: Guter Arabica Kaffee direkt von den Plantagen am Mt. Elgon

Helmet: Bananenbaumblätter



Sonntag, 4. Juni 2023

Einmal auf dem Rand des Vulkankraters herum

Ende Mai war ich für einen Auftraggeber in Naivasha. Dort liegt der Mount Longonot, ein Schichtvulkan, der laut Internet das letzte Mal 1860 ausgebrochen ist und auf den ich schon seit Jahren mal hochsteigen will. Eine Freundin aus Kisumu hat sich spontan begeistern lassen, übers Wochenende nachzukommen, und so sind wir gemeinsam den Berg hoch und auf dem Kraterrand komplett außen rum gewandert. Der Weg ist oft nur genau so breit, dass eine Person drauf gehen kann, links und rechts fällt der Berg steil ab.







Ich fand das eine ganz besondere Strecke, auf der einen Seite mit Blick auf den Kraterboden, der dicht mit Büschen und niedrigen Bäumen bewachsen ist und auf der anderen Seite immer neuen Ausblicken auf den Naivashasee und weit in das Great Rift Valley (den großen Grabenbruch) hinein. Hier und da sieht man Dampfwolken aus den Kraterwänden aufsteigen – also so ganz ausgelöscht ist der Vulkan wohl doch noch nicht?! Der Name Longonot kommt aus der Sprache der Massai, oloonong'ot, und bedeutet „Berg der vielen Gebirgskämme“ oder „steile Sporen“. Und das konnten meine nicht sonderlich trainierten Beine bestätigen – der letzte Aufstieg zum Rand und dann zum höchsten Gipfel ist ordentlich steil, der Boden ist oft tief sandig, und teilweise muss man richtig von Fels zu Fels klettern. Anstrengend aber so wunderbar schön! 

 

Manicure: In herrlicher Natur unterwegs sein  

Helmet: Wasser, Wasser, Wasser